SCHINDERHANNES
König der Unterwelt
Das Volk verehrt ihn als deutschen Robin Hood, der die Reichen ausraubt und den Armen hilft. Nur wenige kennen das wahre Gesicht des Mannes, der als Johannes Bückler auf die Welt kommt. Eine Geschichte von unglaublichem Aufstieg und tiefem Fall. Bis heute gilt Schinderhannes als größter Räuber der deutschen Geschichte.
Bärenbach im Hunsrück. Schon mit 15 Jahren steckbrieflich gesucht, taucht Bückler unter und beginnt ab 1796 sein abenteuerliches Räuberleben. Er handelt als Krimineller mit Köpfchen. Die armen und geringen Leute lässt er in Ruhe, weil bei ihnen das Beutemachen kaum lohnt. Stattdessen verteilt er häufig Teile seines Raubgutes an Bauern und Tagelöhner – um Verbündete zu gewinnen, die vor Gefahren warnen oder kurzfristig sichere Schlupfwinkel bieten.
Tatsächlich agiert der Schinderhannes eher wie ein Mafia-Pate durch Diebstahl, Einbruch, Raub und Schutzgelderpressung. Doch sorgt er dafür, dass möglichst kein Opfer körperlichen Schaden erleidet. Morde sind tabu, denn darauf steht unweigerlich die Todesstrafe. Beim Überfall auf alleinstehende Häuser erschrecken seine Leute die Bewohner durch lautes Geschrei und Gesang, so dass diese kaum an Gegenwehr denken.
Schon zu Lebzeiten ist sein Ruf legendär, sein Strafregister endlos, seine Macht scheinbar auch. Wenn Schinderhannes kommt, halten Menschen ungefragt Wache. Wenn er mit seinen Spießgesellen in einer Ruine residiert, findet am Abend schon mal ein ‚Räuberball‘ statt. Schinderhannes wird zum Alphatier in einer Welt ohne Gesetze.
Zu Ostern 1800 erobert Schinderhannes die Frau seines Lebens: Julia Blasius, 19-jährige Tochter eines Musikanten. Als "Julchen" tritt sie der Bande bei und nimmt in Männerkleidung an Raubzügen teil. Da die linksrheinischen Gebiete seit 1793 von Frankreich besetzt sind, pendelt die Bande häufig zwischen deutschen und französischen Territorien. Ein Zugriff der Behörden ist dadurch erheblich erschwert. Trotzdem wird Schinderhannes mehrfach verhaftet, kann aber jedes Mal entkommen. In der Bevölkerung festigt das seinen legendären Ruf.
Als er schließlich doch gefasst wird – von Deutschen und Franzosen gemeinsam – wird seine Hinrichtung zum Massenspektakel. 30.000 Schaulustige sehen zu. 130 Straftaten sind ihm nachzuweisen. Kein Räuber nach ihm wird es in Deutschland wieder zu solcher Berühmtheit bringen.
TV-Movie
Idee & Produktion: Uwe Kersken
Autorin: Dr. Andrea Stoll